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Hurra, ich bin zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden!

Tipps für die optimale Vorbereitung

Wer jetzt glaubt, dass der Job zu 90 % safe ist, ist falsch gewickelt. Zum einen sind Sie wahrscheinlich nicht die einzige Bewerberin oder der einzige Bewerber und zum anderen haben Sie die verantwortlichen Ansprechpartner lediglich durch Ihren schriftlichen Lebenslauf und Ihre vermeintlichen Qualifikationen überzeugt. Papier ist jedoch geduldig.

Erst das Vorstellungsgespräch offenbart, was Sie für ein Typ sind, welche Manieren Sie an den Tag legen, welche hard- und soft-skills Sie mitbringen, welchen Mehrwert Sie für den potentiellen Arbeitgeber erbringen könnten und, und, und….. Die Liste ließe sich unendlich fortsetzen.

Die folgenden Anmerkungen sollen Ihnen die Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch erleichtern und sind an Personen gerichtet, die noch nie ein Vorstellungsgespräch geführt haben oder aber ihr letztes vor 10 oder mehr Jahren hatten.

Auch hier sei angemerkt, dass die nachfolgenden Tipps lediglich zur Vermeidung der häufigsten Fehler dienen. In den vielen Jahren, in denen ich nun gefühlt mehr als 1.000 Bewerbungsgespräche geführt habe, habe ich derer viele erlebt. Alle anzuführen würde den Rahmen sprengen. Legen wir also los:

Die Vorbereitung:

An dieser Stelle könnte ich bereits darauf hinweisen, dass Sie natürlich frisch geduscht, mit sauberer und gebügelter Kleidung erscheinen sollten. Dies halte ich aber für selbstverständlich.

Was aber ziehe ich an? Dies hängt ganz von dem Unternehmen und dessen Branche oder der zukünftigen Position ab. Bewerben Sie sich bei einer Bank, sollten Sie sich eher konservativ kleiden, z.B. der graue Hosenanzug oder das Kostüm bei Damen, der Anzug mit Krawatte bei den Herren. Geht´s zu einer Werbeagentur ist eine sportlich-legere Kleiderordnung (Sneaker, T-Shirt etc.) angesagt. Bewerben Sie sich z.B. als Anlagenbediener ziehen Sie ebenfalls legere Kleidung (Freizeithemd, Jeans etc.) an.

Wenn Sie weitere Anhaltspunkte erhalten wollen und einen gewissen Aufwand betreiben wollen, stellen Sie sich einfach (unauffällig) zu Arbeitsbeginn vor die Tore des potentiellen Arbeitgebers. Dann sehen Sie sowohl die gewerblich-technischen als auch die kaufmännischen Mitarbeiter das Haus verlassen und wissen grob wie der Kleidungsstil des Hauses ist.

Einfacher ist es jedoch, wenn Sie auf Getty Images oder Fotolia gehen. Dies sind große Foto- Datenbanken. Hier bauen sich bei Eingabe der Berufsbezeichnung gewisse Welten auf, an Hand derer Sie den Kleidungsstil erkennen können.

Sehr wichtig ist jedoch, dass Sie bequeme Kleidung tragen, die Ihnen nicht die Luftröhre zuschnürt und in denen Sie sich wohlfühlen.

Informationen über den potentiellen Arbeitgeber sammeln:

Nun kommen wir aber zu dem Thema, über das viele Bewerberinnen und Bewerber stolpern, nämlich die Recherche. Viele Kandidaten glauben, dass dieser Punkt überflüssig sei, frei nach dem Motto: „Die werden mir schon zu Beginn des Gesprächs einiges über das Unternehmen erzählen“. Tun sie vielleicht auch, aber was passiert, wenn Sie gefragt werden: „Was wissen Sie bereits über unser Unternehmen?“ ………PUUH ! Jetzt kommen die aufgeblasenen Backen zum Vorschein!

Daher: informieren Sie sich gewissenhaft über das Unternehmen und gegebenenfalls auch über die Gesprächspartner (Xing, Linkedin, facebook). Informationen über die Gesprächspartner helfen zwischenmenschliche Facetten herauszuarbeiten (welchem Verein hält er/sie die Treue, ist er/sie ein Familienmensch, Hundeliebhaber, kocht er/sie gerne etc.), die während des Gesprächs eingestreut werden können. Ach übrigens, an dieser Stelle sei folgendes zu erwähnen: vergewissern Sie sich, dass Sie die Namen der Ansprechpartner drauf haben. Nichts ist peinlicher als Frau Pusemuckel mit Frau Pausennickel anzusprechen.

Wichtig ist, dass Sie ein gesundes Maß bei der Recherche einhalten. Die Historie eines Unternehmens müssen Sie nicht in allen Teilen zitieren können, aber die einschneidenden Phasen sollten Sie zumindest mal gelesen haben. Darüber hinaus helfen Informationen aus dem Bereich „News“. Auch kununu.de kann helfen ein Bild des Unternehmens zu erhalten.

So sind Sie auf jeden Fall für die oben bereits erwähnte Frage gewappnet und können schon zu Beginn glänzen. Der Personaler weiß das zu schätzen. „Der Kandidat hat sich mit unserem Unternehmen auseinandergesetzt und nimmt seine Bewerbung bei uns im Haus ernst“.

Um zu den nächsten Punkten der Vorbereitung zu kommen, mache ich einen kleinen Sidestep:

Der grobe Ablauf eines Vorstellungsgesprächs

Die meisten Gespräche laufen nach einem gewissen Raster ab:

  • Small talk
  • Vorstellung der Gesprächspartner und eventuell des Unternehmens
  • Selbstpräsentation
  • Übergeordnete Fragen
  • Fragerunde der Bewerberin, des Bewerbers
  • Weitere Vorgehensweise

Wie können Sie sich auf dieses Raster vorbereiten:

Small talk:

Auf diesen Punkt soll und kann man sich eigentlich nicht vorbereiten. Hier geht es seitens der Einladenden darum eine lockere Atmosphäre zu schaffen. Meist begegnet einem die Frage: „Haben Sie gut hergefunden?“, „War das Wetter bei Ihnen zu Hause auch so grausam?“ etc…..small talk halt!

Ihre Antworten sollen nicht ausufernd sein und sollten eine positive Grundausrichtung haben. Vermeiden Sie die Beschreibung diverser Unglücke. „Boah, mir ist zweimal die Bahn vor der Nase weggefahren“ oder „Herrje, die Baustelle auf Ihrem Gelände hat mir den letzten Nerv bei der Parkplatzsuche geraubt“. Keep positive!

Vorstellung der Gesprächspartner und eventuell des Unternehmens:

Im besten Fall wissen Sie schon alles (Bravo, gute Vorbereitung!) und können sich entspannt zurücklegen (bitte nicht wörtlich nehmen). Gesten, z. B. Kopfnicken oder Einstreuen kleiner Teilsätze vermitteln dem Gegenüber, dass Sie sich vorbereitet haben. Machen Sie nicht den Fehler und entreißen dem Gesprächspartner(n) das Zepter und rattern Ihr Wissen runter. Dieser Part gehört den Einladenden. Sie kommen noch früh genug zu Wort……

Selbstpräsentation (mega wichtig):

……Hier erhalten Sie die Chance Ihren Lebenslauf in groben Zügen wiederzugeben.

„Warum soll ich meinen Lebenslauf wiedergeben, wenn mein Gegenüber den doch ausgedruckt vorliegen hat?“

Die Wiedergabe des Lebenslaufs dient einerseits dazu in ein Gespräch zu kommen, und anderseits spiegelt es wider, ob Sie sich mit dem Anforderungsprofil auseinandergesetzt haben. Denn im Vorfeld, also in der Vorbereitungsphase gehört es zu Ihrer primären Aufgabe Parallelen aus dem Anforderungsprofil /der Stellenausschreibung und Ihren Stationen Ihres Berufslebens zu suchen und zu finden.

Wenn es in der Stellenausschreibung heißt, dass Sie zukünftig als Marketing-Manager einen 7-stelligen Marketingetat zu verwalten haben, ist es zwingend erwähnenswert, dass Sie in Ihrer vorherigen Position bereits diese Aufgabe erfolgreich ausgefüllt haben.

Der Anlagenbediener soll die selbstständige Wartung einer Maschine übernehmen können. Sprechen Sie von Ihren Erfahrungen an diversen Maschinen in puncto Wartung oder Kleinstreparaturen!

So füllen Sie jede einzelne Position Ihres Lebenslaufes mit Leben, in dem Sie die Hauptaufgaben herausstellen, die Ihr Gegenüber hören möchte bzw. die sich in der Stellenanzeige widerspiegeln. Der Personaler oder der Fachbereichsleiter sucht ja nach Gründen, warum er Sie einstellen soll.

Vermeiden Sie monoton zu wiederholen, was ehe schon im Lebenslauf steht. Sie glauben gar nicht was ich schon alles zu hören bekommen habe:

„Dann war ich in dieser Firma, bin dann zu…… gewechselt, dann hat mich ein Kumpel in die Firma xy gelotst, war aber nicht so gut, bin dann aber aus Zufall zur Firma z gekommen. Die hat aber Insolvenz angemeldet bevor ich überhaupt angefangen habe. Super Vorbereitung 🙁

Also: Parallelen erarbeiten und flüssig den Lebenslauf durchlaufen!!

Halt! So flüssig wird es nicht zugehen. Denn der Personaler oder Fachbereichsleiter hakt nach. Jetzt heißt es ehrliche Antworten auf die gestellten Fragen zu finden. Auch das ist Teil der Vorbereitung. Welche Fragen könnten mir gestellt werden?

Habe ich z.B. eine Lücke im Lebenslauf, interessiert den Gegenüber folgendes:

  • Wie ist es zu der Lücke gekommen? Also mit anderen Worten: warum und wie sind Sie aus dem vorherigen Unternehmen ausgeschieden? Was haben Sie in der freien Zeit gemacht?
  • Warum haben Sie so lange studiert?
  • Warum sind Sie nach der Ausbildung nicht übernommen worden?

Versuchen Sie diese Fragen so offen und ehrlich zu beantworten wie irgend möglich. Jeder hat in seinem Berufsleben schon miese Phasen oder Stationen erlebt, die man am liebsten aus dem Lebenslauf eliminieren möchte. Aber: manchmal gibt es plausible Gründe, warum man dieses vermeintliche Manko hat. Und plötzlich sieht Ihr Gegenüber die Lücke positiv.

Verstricken Sie sich nicht in Lügen! Ein guter Personaler weiß nahezu alle Fragen, die im Laufe eines Gesprächs gestellt worden sind, an anderer Stelle anders formuliert wieder zu stellen. Und in der Nervosität – und jeder Bewerber ist in einem Vorstellungsgespräch und speziell bei einer Lüge oder mehreren Lügen nervös – werden Sie unterschiedliche Antworten geben. Und dann schnappt die Falle zu…..

…ein bisschen flunkern darf man allerdings 🙂            

Übergeordnete Fragen:

Jetzt wird es schwierig!

Nachdem nun die Gesprächspartner sich ein Bild Ihrer fachlichen Eignung gemacht haben, wollen sie nun Sie von ihrer menschlichen Seite kennenlernen. Passen Sie zum Kollegenkreis? Kommen Sie mit dem Vorgesetzten klar? Sind Sie ein Leader oder ein Mitschwimmer? Besitzen Sie Durchsetzungsvermögen? Arbeiten Sie lieber im Team oder sind Sie ein Einzelkämpfer?

„Wie bereite ich mich hierauf vor?“ Viele erwarten von mir an dieser Stelle eine Vielzahl von möglichen Fragen und die perfekten Antworten dazu.

Ich darf Ihnen hierzu einen elementaren Tipp geben! Lernen Sie keine Phrasen/Antworten zu gefühlt hunderttausend Fragen auswendig, die ein Personaler stellen könnte und die im Internet kursieren.

Bleiben Sie auch in diesem Part Sie selbst! Authentisch! Das ist das A & O!

Enttäuscht?

Ein paar sehr beliebte Fragen werde ich an dieser Stelle doch noch niederschreiben. Die Antworten müssen Sie aber selbst finden.

  • Warum sollen wir ausgerechnet Sie einstellen?
  • Wo liegen Sie gehaltlich? Machen Sie sich hierzu im Vorfeld Gedanken. Viele eiern bei der Frage herum. Präzise formuliert: „Zur Zeit verdiene ich das und das und ich möchte mich nicht verschlechtern und daher erwarte ich das und das.“
  • Was sind Ihre Stärken, was sind Ihre Schwächen? So wird die Frage allerdings nie gestellt, aber Sie sollten Antworten parat haben. Die Stärken sind ganz schnell abgearbeitet, da sprudelt jeder x–Punkte heraus. Aber was ist mit den Schwächen? Machen Sie sich mal ganz intensive Gedanken hierzu. ….bitte bloß nicht folgende Antwort liefern: „Ich bin so ungeduldig!“ Hundertmal gehört!
  • Was war Ihr größter Fehler und was haben Sie daraus gelernt?
  • Wovor haben Sie am meisten Angst?
  • Was sollte ich unbedingt über Sie wissen?
  • Wo möchten Sie in 5 Jahren stehen?
  • Was ist besser? Wenn man den Chef liebt oder hasst?
  • Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?
  • Wer hat Sie in Ihrem Leben entscheidend geprägt? Und wie?
  • ……………………………….

Wie gesagt nur ein Miniauszug.

Entscheidend ist, dass Sie auch in diesem Part des Vorstellungsgesprächs authentisch und ehrlich bleiben. Und nochmals: auswendig gelernte Antworten führen Sie nicht zum Ziel. Ganz im Gegenteil: der Gegenüber möchte auch eine gewisse Spontaneität erleben. In der zukünftigen Position haben Sie auch nicht täglich hundert auswendig gelernte Antworten auf die ein oder andere knifflige Frage.

Fragen der Bewerberin, des Bewerbers

Nun haben Sie die Möglichkeit selbst Fragen zu stellen. Auch hier sollten Sie einerseits vorbereitet sein, sich also im Vorfeld Gedanken gemacht haben, welche Fragen man gerne beantwortet haben möchte und andererseits Fragen stellen, die sich im Laufe des Gesprächs ergeben haben. Meist sind es Dinge, die man nicht richtig verstanden hat. Beispielsweise als möglicher Key Account Kandidat: „Könnten Sie mir bitte nochmals kurz die Kundenstruktur schildern? Wenn ich es richtig verstanden habe, haben Sie 2 Hauptkunden und wieviel mittelständische?“

Sollte das Gespräch so perfekt gelaufen sein, dass alle im Vorfeld erarbeiteten Fragen beantwortet worden sind, so kann man das auch sagen: „Herzlichen Dank, aber alle Fragen, die ich stellen wollte, sind während des Gesprächs beantwortet worden. Zur Zeit fallen mir keine weiteren mehr ein.“

Fast geschafft! Nun wird meist die weitere Vorgehensweise geschildert. „Wir führen noch weitere Gespräche in dieser Woche, werden uns kommende Woche beratschlagen und Ihnen dann in der Kalenderwoche 45 ein Feedback geben.“

Ein „Einverstanden“ reicht in der Regel aus.

Nun endet das Gespräch so wie es begonnen hat – ein bisschen small talk. „Hoffentlich haben Sie auf der Rückfahrt kein Stau auf der A57“ o.ä.. Gehen Sie wie zu Beginn kurz und knapp mit Ihren Antworten um.

Übrigens: machen Sie nicht den Fehler und flüchten sofort aus dem Raum. Die meisten Kandidaten sind nach dem Gespräch gestresst und haben einen hohen Adrenalinpegel. Und viele denken „Wow, ich hab´s geschafft“ und begeben sich auf den Weg zum nächsten „home run“.

Bloß schnell weg hier.

Nehmen Sie sich die Zeit, um sich für das sehr angenehme und informative Gespräch zu bedanken. Denken Sie daran: der erste und der letzte Eindruck eines Gesprächs sind extrem wichtig.

Und nun gute Fahrt!

Jetzt haben Sie es geschafft! Bravo! War doch gar nicht so schlimm?!

Ein finaler Tipp: Machen Sie sich am Abend oder am nächsten Tag ein paar Notizen zum Gespräch:

  • Was ist gut gelaufen? An welchen Stellen habe ich geglänzt?
  • Was kann ich zukünftig besser machen?
  • Welche Frage hat mich verunsichert? Und wie kann ich die Frage nächstes Mal besser beantworten?

Die Beantwortung dieser Fragen ist gewissermaßen die Vorbereitung auf das nächste Gespräch.

Aber wahrscheinlich ist das überflüssig, weil Sie dieses Gespräch so souverän gemeistert haben, dass Sie sofort eingestellt wurden…….Glückwunsch!

Wie bereits eingangs beschrieben sollen meine Ausführungen zur Vermeidung der häufigsten Fehler dienen.  Geht man auf alle (möglichen) Facetten eines Vorstellungsgesprächs ein, würde ein Buch entstehen und das werde ich erst im Rentenalter schreiben.

Ich hoffe, dass ich ein bisschen weiterhelfen konnte und wünsche viel Erfolg.